Energiequellen in Veränderungssituationen

Grüezi – Guten Tag!

Fragen Sie sich gerade „Wie schaff ich das alles nur“? Veränderungsprozesse sind keine Übungen im Labor. Sie fordern uns. Gerade wenn vieles ansteht und es gilt, mit langem Atem dranzubleiben. Da stellt sich eine wichtige Frage: Wie mobilisiere ich die nötige Energie? Wie komme ich zu neuer Kraft? Was motiviert mich, dranzubleiben? In diesem Newsletter geht es um Energiequellen in anspruchsvollen Veränderungssituationen.

Viel Anregendes wünscht Ihnen

Sibylle Tobler

Inhalte

 

Energiequellen in Veränderungssituationen: Wie findet man sie?

In einem Wochenendworkshop, den ich für 70 Parkinsonpatienten und -angehörige gebe, tauschen die Teilnehmenden Erfahrungen aus und sammeln Ideen, was ihnen Kraft und Motivation vermittelt, mit langem Atem immer wieder Wege zu finden im Umgang mit dieser Krankheit. Das Leben mit Parkinson ist Topsport, ein Langstreckenlauf, der durch stotziges Gelände führt und nur durchzuhalten ist, wenn man Kraftquellen kennt, die man immer wieder anzapfen kann. Die Frage ist: Was gelingt dies? Und was sind solche Kraftquellen?

Die Frau eines Parkinsonpatienten, die gemeinsam mit ihrem Mann seit vielen Jahren immer wieder gute Wege sucht im Umgang mit all den Veränderungen und Herausforderungen, die den Alltag mit dieser Krankheit bestimmen, erzählt strahlend: „Ich habe mir einen Traum erfüllt, den ich seit zehn Jahren mit mir herumtrug: Ich habe mich entschlossen, Jodeln zu lernen! Etwas Besseres hätte ich nicht machen können. Es macht mir so unglaublich viel Freude. Es hat mir richtiggehend ‚den Ärmel rein genommen‘. Wir planen jetzt ein kleines Konzert. Und das Schönste: Das Jodeln ist meine Kraftquelle, begleitet mich im Alltag, hilft mir, Schwieriges zu bewältigen, dranzubleiben, den Mut und vor allem die Lebensfreude nicht zu verlieren. Ich sage: ‚Es singt in mir‘.“

Gerade in anstrengenden Situationen, wenn Veränderung dauerhafte Begleiterin ist und immer wieder neu vor die Frage stellt „Wie schaff ich das alles nur?“, ist es entscheidend, dass man die eigenen Energie- und Motivationsquellen kennt und diese auch pflegt.

Was sofort einleuchtet, fällt in der Praxis nicht immer leicht. Gerade in Situationen, in denen man sehr gefordert ist, geht oft vergessen, immer wieder Distanz zu nehmen, immer wieder dafür zu sorgen, zu entspannen, zu neuer Kraft zu kommen. Häufig sind Menschen dann auf das fokussiert, was jetzt ansteht. Wenn sie etwa auf Stellensuche sind, schreiben sie von Morgens bis abends Bewerbungen. Wenn sie mit einer eingreifenden Krankheitsdiagnose konfrontiert sind, sind sie fulltime beschäftigt mit Arzt- und Therapieterminen, mit der Regelung beruflicher und finanzieller Veränderungen, die oft mit einer solchen Situation einhergehen. Auf Dauer ist das erschöpfend, frustrierend und kann zum eigentlichen Problem werden: Die Batterien sind irgendwann leer. Das Leben macht keine Freude mehr. Es gibt kaum mehr etwas, wozu es sich lohnt, dranzubleiben. Es entstehen beeinträchtigende Gefühle. Keine gute Basis, um auf Ideen zu kommen und den Mut nicht zu verlieren – das, was man jetzt ja gerade so braucht. So kann ein Teufelskreis entstehen.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein wichtiger Schlüssel zu erfolgreichem Umgang gerade mit anspruchsvollen und lang dauernden Veränderungssituationen nicht darin liegt, sich nur noch mit dem zu beschäftigen, was sich verändert oder verändert werden muss. Der Schlüssel liegt darin, zu „pendeln“ zwischen Auseinandersetzung, Engagement, Anpacken und Distanz nehmen, Erholung, Entspannung. Was für gesunden Menschenverstand direkt nachvollziehbar ist, wird in vielen Untersuchungen bestätigt: Menschen, die erfolgreich eingreifende Veränderungssituationen bewältigen, beschäftigen sich gezielt mit realen Herausforderungen, Problemen und Hindernissen, suchen Lösungen und engagieren sich. Zugleich nehmen sie intuitiv oder auch bewusst immer wieder Abstand, lassen das Herausfordernde zwischendurch stehen und beschäftigen sich mit Dingen, die ihnen gut tun. Wer auf diese Weise dafür sorgt, dass das eigene „Energiereservoir“ regelmäßig neu gefüllt wird, erfährt dies nicht nur als wohltuend, sondern wird auch feststellen, dass er gerade so aktuelle Herausforderungen besser bewältigen kann: Gerade so stellen sich immer wieder Ideen ein, ergeben sich unverhofft Lösungen und erfreuliche Wendungen, findet sich Hilfreiches. Dieser Effekt kann hirnphysiologisch erklärt werden: Durch Entspannung und positive Gefühle werden jene Hirnregionen aktiviert, die „zuständig“ sind für das Entwickeln guter Ideen und das Finden kreativer Lösungen.

Wenn Sie herausfinden wollen, wie Sie es schaffen können, eine herausfordernde Veränderung entschlossen anzugehen und dranzubleiben ohne sich zu erschöpfen, erkunden Sie, was Ihnen Freude macht und gut tut und bringen Sie den Mut auf, sich dafür auch bewusst Zeit zu nehmen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie wie diese Frau erfahren, welchen Energieschub dies geben kann und wie förderlich sich dies auswirkt auf Ihre Motivation, Kreativität und Zuversicht im Umgang mit dem, was gerade ansteht.

 

Die Essenz: Entdecken, was einem Freude macht – und dies auch pflegen

Je anspruchsvoller eine Veränderungssituation, desto wichtiger ist es, die eigenen Energie- und Motivationsquellen zu kennen – und auch den Mut aufzubringen, diese im Alltag bewusst zu pflegen.

Dies beinhaltet:

  • Erkunden Sie: Was macht mir Freude, tut mir gut, gibt mir Energie? Das kann ein Hobby sein wie bei der Frau, von der oben die Rede war. Das kann der Morgenkaffee sein, während dem man ungestört Zeitung liest. Das kann das Kochen für Gäste sein. Der Morgenspaziergang mit dem Hund. Was sind Ihre Energiequellen? Was ermöglicht Ihnen, Distanz zu schaffen, sich zu entspannen, positive Gefühle zu mobilisieren?
  • Fassen Sie den Mut und treffen Sie den Entscheid, Ihre Energiequellen bewusst zu pflegen: Wie kann ich das konkret tun? Wie kann ich das in meinen Alltag einbauen? Wann nehme ich mir Zeit dazu? Sagen Sie nicht: Das liegt jetzt nicht drin. Ich habe keine Zeit dazu. Ein Mann, den ich in einer extrem schwierigen Situation begleitet hatte, in der so ungefähr alle Lebensbereiche in sich zusammengebrochen waren, erzählte mir: „Wissen Sie, am Anfang dachte ich, ich kann es mir doch nicht leisten, jetzt etwas zu tun, was mir gut tut! Ich muss doch jetzt dieses Tohuwabohu in Ordnung bringen. Aber ich wollte es doch ausprobieren – auch, weil ich spürte, dass ich zunehmend erschöpft war. So habe ich u.a. angefangen, einmal pro Woche in die Sauna zu gehen. Ich nehme Ihr Buch „Neuanfänge“ mit und lese etwas darin. Dieser Saunagang ist für mich jetzt nicht mehr wegzudenken: Er tut mir einfach gut, ich kann etwas abschalten und komme mit neuer Kraft und neuem Mut nach Hause.“
  • Verweisen Sie innere Zweifler, Kritiker auf die billigen Plätze: Wenn es Ihnen schwer fällt, sich zuzugestehen, einfach etwas zu tun, was Ihnen gut tut und Freude macht – „Ist das nicht egoistisch?!“, „Was denken die Nachbarn, wenn ich voller Enthusiasmus jodeln gehe – ich muss doch für meinen Mann sorgen!“ – dann sagen Sie sich: „Gerade so schaue ich dafür, dass ich wieder machen kann, was ich machen muss.“ Erinnern Sie sich, wie gut Ihnen Ihre Form von „Jodeln“ tut und wie Sie jeweils gerade dann wieder mit neuer Energie und guten Ideen weitergehen können. Wenn Sie innere Stimmen zum Dauerspurt anheizen – „Ich muss doch jetzt…“ –, dann sagen Sie diesen energisch: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man Schwieriges besser bewältigt, wenn man seine Energiequellen pflegt.“ Und sammeln Sie Erfahrungen, dass das auch bei Ihnen funktioniert. Geben Sie sich die Chance, diese Erfahrung zu machen. Fangen Sie an.
  • Integrieren Sie die Pflege Ihrer Energiequellen in Ihren Tagesablauf wie Zähneputzen. Indem Sie dies tun, können Sie es zur neuen guten Gewohnheit werden lassen. Sie brauchen dann nicht jedes Mal neu zu entscheiden.
  • Schauen Sie, was passiert. Sie werden feststellen, dass es Ihnen nicht nur besser geht. Sie werden auch beobachten, dass Sie die aktuellen Herausforderungen gelöster, mit weniger Zeitaufwand, besseren Ideen und effektiver angehen können.

 


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