Erfolg sehen, wertschätzen und feiern

Grüezi – Guten Tag!

(Wie) feiern Sie, wenn Sie ein Erfolgserlebnis, einen Meilenstein erreicht, positive Resultate erzielt haben? Warum Wahrnehmung und Wertschätzung von Fortschritt und Erfolg nicht nur (den meisten Menschen) Freude macht, sondern auch eine wichtige Ressource im Umgang mit Veränderung ist, darum geht es in diesem Newsletter.

Viel Anregendes wünscht Ihnen

Sibylle Tobler

Inhalte

 

Erfolg sehen, wertschätzen und feiern:
Warum das wichtig ist

Mitte Februar habe ich meiner Lektorin beim Verlag Klett-Cotta das Manuskript für mein neues Buch geschickt. Aus einer ihr gegenüber letzten Sommer beiläufig geäußerten Idee ist ein Buchprojekt geworden. Jetzt ist das Buch „geboren“. Einige Monate intensiver Arbeit mit ein paar kniffligen Klippen, glücklicherweise immer wieder Lösungen gefunden. Jetzt haben mein Mann und ich den Versand des Manuskripts mit einem Glas Sekt gefeiert und uns dann mit einem unvergesslichen Tagesausflug in die frisch verschneite Schweizer Bergwelt belohnt. Das haben wir im ganzen Prozess immer wieder getan: Wenn ein Meilenstein erreicht war, haben wir unser „Sekt-Ritual“ gepflegt. Wenn ein Kapitel geschrieben war, haben wir uns mit einem Ausflugstag belohnt.

Solche Rituale machen nicht nur einfach geradeaus Freude – sie haben eine wichtige Funktion: Sie verankern die Erinnerung an Erfolgserlebnisse.

Was einladend tönt, wird oft vernachlässigt. Viele Menschen gehen über Erfolgserlebnisse hinweg. Sie schätzen nicht oder werten ab, was sie erreicht haben: „Ach, ist doch nicht der Rede wert“, „Das schafft doch jeder“, „Ich habe eben Glück gehabt“, „Andere können das besser“. Oder auch: „Ich hab die Prüfung zwar bestanden, aber ich bin enttäuscht, dass ich nicht besser abgeschnitten habe.“

Vielleicht wollen Sie checken, wie das bei Ihnen aussieht:

  • Erfolg wahrnehmen und auch Zwischenerfolge wertschätzen: Sehen Sie, wenn Ihnen etwas gelungen ist? Nehmen Sie wahr, wenn sich auf Ihrem Weg zu einem Ziel Dinge verbessern, es Zeichen von Fortschritt gibt? Viele Menschen sind so aufs Ziel ausgerichtet, dass sie nicht (an)erkennen, was unterwegs geschieht, was sie bewirken und erreichen. Ich begleite Herrn L. bei der Stellensuche. Wir besprechen seine Ausgangslage, Ziele und mögliche Strategien. Nach Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen kommt es plötzlich zu markant mehr Vorstellungsgesprächen; Herr L. kommt wiederholt in die engste Auswahl. Doch für ihn zählt das nicht. Er sagt: „Ich brauch doch eine Stelle.“ Damit blendet er die positive Veränderung aus, die ihm Informationen, Mut und Vertrauen vermitteln könnte.
  • Sich über Erfolgserlebnisse freuen: Können Sie sich von Herzen freuen, wenn Sie ein Ziel erreicht haben – auch wenn es sich um ein Etappenziel handelt? Obwohl es erstaunen mag: Viele Menschen können sich nicht über Erfolg freuen. Das kann unterschiedliche Gründe haben: Sie sind etwa der Auffassung, Erfolg sowie die Freude darüber sei anrüchig, verdächtig und lehnen beides ab. Oder sie verfolgen Ziele, die ihnen nicht wirklich entsprechen, gründen etwa eine Familie, weil „man“ das macht und nicht, weil es ihnen entspricht, sie sich von Herzen dazu entscheiden; auch wenn die Familie gedeiht, können sie sich nicht so recht daran freuen, fragen sich etwa „Ist das alles?“, beneiden andere, die scheinbar ein spannenderes, freieres Leben haben. Wieder andere können sich nicht an Erreichtem freuen, weil ihr Zugang zu sich selbst und damit auch zu Freude, Begeisterung beeinträchtigt ist; das Leben solcher Menschen besteht oft aus diszipliniertem Erledigen von Pflichten – ist etwas erreicht, steht der nächste Brocken an. Wenn das bei Ihnen etwas anklingen lässt: Überprüfen Sie Ihre Auffassungen und Überzeugungen (Etwa: Stimmt es eigentlich, dass Stolz auf Erreichtes Selbstbeweihräucherung ist?), Ihre Ziele (Entsprechen meine Ziele meiner Persönlichkeit, meinen Interessen, Stärken, Fähigkeiten? Oder, wenn es sich um vorgegebene Ziele handelt: Kann ich mich so auf das Ziel einstellen, dass ich dahinter stehe und für mich etwas Gutes daraus machen kann?) und lernen Sie, sich an Erfolg freuen zu können, indem Sie Folgendes machen:
  • Erfolg feiern, belohnen und damit verankern: Was tun Sie, wenn Sie etwas Wichtiges geschafft haben? Was ist Ihr Ritual, um Gelungenes zu feiern? Viele Menschen sehen Erfolg zwar rational, kosten das gute Gefühl des Gelingens aber nicht aus („Ok, dieses Projekt ist abgeschlossen, jetzt das nächste.“). Es ist empfehlenswert, dies anders zu machen: Verweilen Sie etwas beim Erfolgserlebnis, aktivieren Sie positive Gefühle, indem Sie sich vergegenwärtigen, was Sie alles getan haben, um dieses Resultat zu erreichen: Wie habe ich das eigentlich geschafft? Welche Schritte waren wichtig? Was war nützlich? Welche meiner Stärken kamen zum Zug? Und belohnen Sie sich: Was kann ich Schönes tun, um zu feiern, was ich geschafft habe? Wer Erfolg würdigt und feiert, macht etwas Entscheidendes: Es erschließen sich dadurch wichtige Informationen, wie es zu Erfolg kommt, Motivation wird gefördert und Vertrauen ins Gelingen gestärkt.

So wünsche ich Ihnen, dass Sie wahrnehmen, wertschätzen und feiern, was Ihnen gelingt. Das tut nicht nur gut – Sie stärken sich damit auch fürs Weitergehen.

 

Die Essenz: Erfolgserlebnisse sind Nahrung für Vertrauen ins Gelingen

Nichts ist so ermutigend wie die Erfahrung, dass es Zeichen von Fortschritt gibt, ein Schritt geschafft, Wichtiges erreicht ist. Die Wahrnehmung und Wertschätzung positiver Erfahrungen und Erfolge ist eines der fünf Elemente, die Vertrauen ins Gelingen stärken bzw. einer der fünf Schritte, mit denen man selbst dazu beitragen kann, dass Vertrauen entsteht. Mehr zum „Vertrauenskreis“, meinem Konzept zum Aufbau von Vertrauen ins Gelingen, finden Sie in meinem Buch „Neuanfänge – Veränderung wagen und gewinnen“. Auch in meinem neuen Buch, das diesen Herbst erscheinen wird, erhalten Sie Anregungen, wie Sie Vertrauen stärken können. Hier zusammenfassend so viel:

Wahrnehmung und Wertschätzung von Erfolgserlebnissen ist essenziell wichtig; es

  • vermittelt wichtige Informationen fürs Weitergehen: Erfolge sind Indizien dafür, dass etwas gut, richtig gemacht wird. Indem Sie nicht über Erfolgserlebnisse hinweggehen, sondern dabei verweilen und erkunden, wie es dazu gekommen ist, was Sie dazu getan haben, was dabei hilfreich war usw. erhalten Sie wichtige Informationen fürs Weitergehen. Diese Informationen werden im Gehirn gespeichert und können bei Bedarf wieder abgerufen werden;
  • fördert Motivation: Motivation ist der „Motor“, der befähigt, Ziele anzupeilen und sich dafür auch aufzuraffen und ins Handeln zu kommen. Indem Sie Erfolgserlebnisse wahrnehmen und wertschätzen, aktivieren Sie positive Gefühle, erschließen den Zugang zu sich selbst, Ihren Ressourcen, Stärken, Erfahrungen und stärken dadurch Motivation, Schritte zu machen, Ziele (weiter) in Angriff zu nehmen und auch dann dranzubleiben, wenn es unterwegs schwierig wird;
  • nährt das Vertrauen in sich selbst sowie ins Gelingen: Wer sich bewusst mit Erfolgserlebnissen auseinandersetzt, vergegenwärtigt sich, dass Erfolg möglich ist. Dies stärkt das Gefühl von Selbstwirksamkeit, wie dies in der Psychologie genannt wird, das Gefühl, selbst zum Verlauf der Dinge beitragen und positive Resultate erzielen zu können. Dies ist Nahrung für Vertrauen ins Gelingen.

Es gibt also allen Grund, sich mit Erfolgserlebnissen zu beschäftigen. Was werden Sie das nächste Mal tun, wenn Sie einen Erfolg erzielt haben?

Und ja, zu meinem neuen Buch erfahren Sie mehr in einem der nächsten Newsletters.

 


Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…

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