Grüezi – Guten Tag!
Willkommen im neuen Jahr! Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es viel Erfreuliches, Erfüllendes mit sich bringt. Wer ein inneres Bild davon hat, was das beinhaltet und dies mit entsprechend positiven Gefühlen verknüpfen kann, legt die Basis, auf der Erwünschtes Gestalt annehmen kann. Was es damit auf sich hat – jenseits von Wunsch- oder Machbarkeitsdenken –, darum geht es in diesem Newsletter.
Viel Anregendes wünscht Ihnen
Inhalte
- Ins neue Jahr ziehen, als ob Erwünschtes Realität ist
- Eine Frage zum „mitnehmen“ ins neue Jahr
- Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…
Ins neue Jahr ziehen, als ob Erwünschtes Realität ist
Ein Jahreswechsel hat etwas Magisches.
Für manche hat er etwas Befreiendes: Es gibt wieder neue Chancen. Für andere hat er vielleicht auch etwas Bedrückendes: Wie nur vorgehen, um unbefriedigende Umstände, um Unglücklichsein hinter sich zu lassen?
Als Kind stellte ich mir vor, dass der liebe Gott in der Silvesternacht die Luft auswechselt. Ich stellte mir vor, dass die Luft nach einem Jahr ganz „verlöchert“ war von all den Lebewesen. Und dass dann an Neujahr eben wieder alles rein und frisch war. Kindliche Vorstellung eines Neuanfangs.
Viele Menschen fassen zu Beginn eines neuen Jahres Vorsätze. Ausdruck des Wunsches nach Veränderung. Es ist bekannt, dass sich die Entschlossenheit zur Umsetzung dann mit fortschreitendem Jahr gerne einmal verflüchtigt. Das ist erklärbar: Vorsätze sind häufig eine „Kopfangelegenheit“. Die nicht getragen wird vom „Bauch“. Julius Kuhl erklärt das in seiner PSI-Theorie schön: Vorsätze bzw. Absichten (Intention) dämpfen Gefühle. Das kennen wir: Es ist nicht das höchste der Gefühle, endlich den Schreibtisch aufzuräumen. Oder nicht weiter über die Arbeitsstelle zu schimpfen, sondern Nägel mit Köpfen zu machen. Durch die Dämpfung von Gefühlen, die mit Vorsätzen einhergeht, wird das Handeln erschwert (Verhaltenssteuerung): Handeln wird durch beeinträchtigte Gefühle gebremst. Wir müssen mehr Willenskraft einsetzen, was auf Dauer anstrengend ist. Und dann passiert, was wohl die meisten von uns kennen: Wir fallen zurück in alte Gewohnheiten. In vertraute Denk- und Verhaltensmuster. Und erzielen damit mehr dessen, was wir eigentlich hinter uns lassen wollten.
Ich möchte Sie einladen zu einem anderen Weg. Jenseits von Vorsätzen. Und doch mit Entschlossenheit, Wachheit, Mut, sich für Wichtiges einzusetzen.
Ich möchte Sie einladen, so ins neue Jahr zu ziehen, als ob Erwünschtes schon Realität ist.
Was ist damit gemeint? Wieder so ein Aufruf zu positivem Denken à la „Du musst nur stark genug wünschen und positiv sein, dann kommt es gut“? Wieder so eine naive Aufforderung zu Wunschdenken? Lesende unter Ihnen, die mich von Seminaren kennen, wissen, dass Sie sich darüber keine Sorgen zu machen brauchen 😉. Ich halte naives Wunschdenken oder angestrengt positives Denken nicht nur für unwirksam, sondern für schädlich (das heißt nicht, dass echt positives Denken eine wichtige Ressource ist!). Wie viele Menschen versuchen es – und fühlen sich dann noch zusätzlich schlecht, wenn es nicht funktioniert. Und wie viele Menschen setzen andere unter Druck, dass diese doch „positiv denken“ sollten. Auf mich macht das häufig – aber natürlich nicht immer! – den Eindruck, dass dies im besten Fall eine höfliche Art ist, um auszudrücken, dass man sich nicht zu stark mit anderen Menschen beschäftigen will.
Was ist gemeint mit „Ins neue Jahr ziehen, als ob Erwünschtes Realität ist“?
Dieser Satz beinhaltet, dass der Fokus von Aufmerksamkeit und Handeln auf drei Dingen liegt:
- Einen „motivierenden Horizont“, wie ich dies nenne, entwickeln und pflegen. Ein motivierender Horizont ist kein Vorsatz und auch kein Ziel. Ein motivierender Horizont ist ein plastisches inneres Bild einer Lebenssituation oder auch eines Lebensgefühls, in dessen Richtung man sich auf den Weg machen will und kann. Ein inneres Bild, das zu einer Art Kompass bei der Lebensausrichtung und -gestaltung wird. Ein motivierender Horizont kann sich dabei auf eine kurze Zeitspanne („Wann werde ich sagen ‚Heute war ein guter Tag!‘?“ Und: „Was kann ich dafür tun?“), aber auch auf das Leben als Ganzes beziehen („Was beinhaltet für mich ein Leben, in dem ich am Morgen gerne aufstehe?“ Und: „Welche Entscheidungen und Schritte ergeben sich daraus?“).
- Positive Gefühle. Im Unterschied zu den meisten Vorsätzen und Zielen bewirkt ein motivierender Horizont positive Gefühle, daher der Name „motivierender Horizont“. Warum? Wenn man sich offen und ehrlich damit beschäftigt, was eine Lebenssituation oder ein Lebensgefühl beinhaltet, was Einsatz lohnenswert macht, dann aktiviert dies positive Gefühle. Wenn ich mir vorstelle, dass ich am Ende einer schwierigen Phase der Trennung von meiner Partnerin sagen kann „Es war ganz schlimm. Ich wünsche es niemandem. Aber dadurch bin ich jetzt in eine Situation gelangt, bei der ich am Morgen aufstehe und mich auf den Tag freuen kann“, dann löst das ein positives Gefühl, eine positive Erwartung aus. Der Fokus liegt dann nicht auf dem zu Bewältigenden, auf dem Schmerzhaften, Schwierigen (was damit aber nicht ausgeblendet wird!), sondern darauf, was es lohnenswert macht, sich diesem Schwierigen zu stellen. Oder: Wenn ich den Wunsch habe, mehr in eine Lebenssituation zu kommen, die geprägt ist von einem Gefühl innerer Unabhängigkeit und Freiheit, dann lösen Gedanken darüber, was das konkret beinhaltet, positive Gefühle aus. Wenn ich mir vorstelle, wie ich denken, fühlen, mich verhalten werde, wenn ich mich innerlich frei fühle und diese Vorstellungen durch wiederholtes mich-damit-auseinandersetzen verankere, dann wird sich dies mit der Zeit zu einer inneren Realität entwickeln, die mein Denken und Verhalten und damit auch die Resultate, die ich erziele, beeinflussen. Positive Gefühle sind der Motor zum Handeln. Wenn sie echt sind.
- Die Verbindung von beidem. Ein klares, plastisches inneres Bild dessen, was mir wichtig ist und wofür ich mich einsetzen will sowie positive Gefühle, die mit diesem Bild verbunden sind, setzen in die Lage, entschlossen, motiviert und zugleich mit Vertrauen das Leben in die Hand zu nehmen. Es braucht beides. Ein Horizont, der nicht motiviert, bewirkt nichts. Und ein gutes Gefühl, das nicht an konkrete Vorstellungen gebunden ist, die Handlungsmöglichkeiten erschliessen, ist einfach ein „feel good“. Nichts falsch damit. Aber um das Leben zu gestalten, gerade in Situationen, in denen es einen Veränderungswunsch oder -zwang gibt, braucht es mehr.
Warum ist dies essenziell?
Dafür gibt es immer mehr neurobiologische Erklärungen.
Durch die Entwicklung eines motivierenden Horizonts können sich neue neurale Netzwerke bilden. Etwas kurz um die Kurve: Denken, Fühlen und Verhalten gehen einher mit einem unglaublich intelligenten und komplex funktionierenden Zusammenspiel von Milliarden von Nervenzellen, die miteinander Verbindungen bilden und so u.a. unser Verhalten beeinflussen, ermöglichen, erschweren. Wer einen motivierenden Horizont entwickelt und diesen wiederholt und gezielt „abruft“ bzw. pflegt, trägt dazu bei, dass sich neue Informationskanäle zwischen Gehirn und Körper entwickeln. Das Interessante: Der Körper kann nicht unterscheiden, ob die neuen Signale „nur im Kopf“ entstehen oder aufgrund von äußeren Umständen. Das heißt, er unterscheidet nicht, ob der motivierende Horizont, dieses lebhafte und mit positiven Gefühlen verbundene innere Bild, bereits Realität ist oder sich „nur“ im Kopf abspielt. Wenn ich denke, fühle und mich verhalte, als ob dieser motivierende Horizont schon Realität ist, dann beginnen sich in Gehirn und Körper entsprechende neurale Netzwerke zu bilden, die mir ermöglichen, immer mehr zu denken, zu fühlen und zu handeln, als wäre alles schon eingetroffen. Wenn ich mich z.B. bei einer Diät darauf ausrichte, wie ich als schlanke Person denken, fühlen und mich verhalten werde, lege ich neurobiologisch den Boden, dass eintreffen kann, worauf ich mich ausrichte. Der Fokus rückt von „ich bin zu dick, ich muss abnehmen“ auf „ich orientiere mich darauf, wie ich als schlanke Person sein werde“. Was „im Kopf“ beginnt, ermöglicht, mich entsprechend zu verhalten und in einen positiven Prozess zu gelangen. Das ist sehr wichtig. Denn es erklärt auch, wo es oft klemmt: Ich kann z.B. nicht erfolgreich sein, wenn ich mich nicht damit auseinandersetze, was das konkret beinhaltet, wie ich denke, mich fühle und verhalte als erfolgreicher Mensch. Und in der Folge entsprechende Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen entwickle und pflege.
Wir wissen heute, dass das Gehirn in der Lage ist, sich zu verändern – sofern es gezielt und wiederholt entsprechende Impulse erhält. Das lädt ein, Impulse zu entwickeln, die Wünschenswertes ermöglichen.
Das scheint mir eine sehr frohe Botschaft fürs neue Jahr. Wir können ändern. Wir können damit anfangen, so zu denken und zu fühlen – und in der Folge zu handeln – als wäre Realität, was wir uns zutiefst wünschen. Damit legen wir die Basis für positive Prozesse.
Eine Frage zum „mitnehmen“ ins neue Jahr
Mit Ihren ganz persönlichen Antworten auf folgende Frage können Sie das Gelesene auf Ihre Situation übertragen:
- Wann werden Sie sagen „2019 war ein gutes Jahr!“? Entwickeln Sie ein inneres Bild. Was gehört dazu? Wie wollen Sie sich fühlen? Wie wollen Sie am Morgen aufstehen? Was ist Ihnen wichtig? Wofür wollen Sie sich einsetzen? Welche Gedanken werden Ihnen Energie geben? Worauf wollen Sie sich freuen? Und: Welche Schritte wollen und können Sie umsetzen? Mit welchen Schritten fangen Sie an?
Wie das auf ganz unterschiedliche Situationen übertragen werden kann, veranschaulichen folgende Beispiele:
- Eine ältere Seminarteilnehmerin, Parkinsonpatientin, erzählt: „Wenn ich Fenster putzen muss, stelle ich mir vor, wie es nachher wieder schön aussieht. Das gibt mir den Schwung, mich an die Arbeit zu machen“.
- Unser Haus gibt viel zu tun. Mein Mann pflegt zu sagen „Ein Haus ist nie fertig“. Jetzt haben wir Ideen entwickelt, wie wir die Küche renovieren wollen. Mein Mann sagt: „Meine Energie geht in die Küche. Ich sehe sie schon völlig vor mir.“ Und er beschreibt begeistert, wie er die alten Kacheln durch eine einzige mattglänzende Platte ersetzen will. Wie er die Risse in den Mauern konstruktiv gut flicken will. Wie der neue Gasherd aussehen wird. Wir kommen ins Schwärmen. Es wäre, als würden wir bereits in dieser Küche sitzen.
- Eine Freundin hat den Mut gehabt, mit zwei anderen Frauen zusammen eine alte Buchhandlung zu übernehmen. Es sind schöne Räume, aber es braucht Renovation. Die Art wie sie darüber sprach, gab mir das Gefühl, als würden wir schon in schön renovierten und belebten Räumen sitzen. Inzwischen ist die Buchhandlung neu eröffnet. Ein Bijou. Und strahlt genau den Geist, die Begeisterung, die Liebe fürs Detail dieser Freundin aus und zieht genau die Kunden an, die dies schätzen.
- Es gibt auch „berühmte“ Beispiele wie etwa Thomas Edison, der das innere Bild einer Glühbirne hatte und wie diese den Alltag von Menschen erleichtern würde. Übrigens erinnert dieses Beispiel an etwas Wichtiges: Einen motivierenden Horizont zu haben bedeutet nicht, dass es unterwegs nicht Schwierigkeiten, Durststrecken geben kann. Es ist wichtig, dies nicht unterdrücken zu wollen. Sondern genau hinzuschauen: Was ist hier los? Was heißt das jetzt? Edison soll gesagt haben: „Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10‘000 Wege gefunden wie es nicht funktioniert.“ Diese Mentalität hat ihn zum Erfolg geführt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihren Fokus zu Beginn des Jahres nicht auf das legen, was alles muss – sondern darauf, was Sie sich wünschen und wofür Sie sich einsetzen wollen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit einem kräftigen, klaren, plastischen motivierenden Horizont durch dieses neue Jahr navigieren. Mit Kurs auf das, was noch nicht ist, aber werden wird. Alles Beste für 2019!
Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…
- Lesende unter Ihnen, die meine Arbeit kennen, werden unmittelbar an den Veränderungskreis © denken, mein Konzept zu den drei Schlüsseldimensionen erfolgreichen Umgangs mit Veränderung. Darin spielt der motivierende Horizont eine zentrale Rolle. Für Lesende, die meine Arbeit noch nicht kennen: In meinem Buch „Neuanfänge – Veränderung wagen und gewinnen“ wird ausführlich beschrieben, was ein solcher Horizont ist und wie er entwickelt werden kann. Zudem gibt es Bezüge zwischen der Dimension „Vertrauen, ‚anzukommen‘“ und positiven Gefühlen bzw. dem inneren Wissen, dass man Wichtiges erreichen kann.
- Es gibt viele Gründe, alles so zu lassen wie es ist. Einige davon nehme ich in meinem Buch „Die Kunst, über den eigenen Schatten zu springen oder wie Sie Schwierigkeiten bei Neuanfängen meistern“ unter die Lupe.
- Mehrere meiner Newsletter-Ausgaben schließen bei der Thematik an. Vielleicht wollen Sie dazu im Archiv stöbern. Hier die wichtigsten:
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- Sibylle Toblers Hintergrund
- Sibylle Toblers Konzept zu den Schlüsseldimensionen erfolgreichen Umgangs mit Veränderung (der „Veränderungskreis“ ©)
- Sibylle Toblers Bücher
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