Grüezi – Guten Tag!
„So gut sollte man es haben…“, „Hast Du noch keine neue Stelle?“, „Wie viele Kilos willst Du denn noch abnehmen?!“, „Hast Du Dir das gut überlegt?“, „Ich bewundere Dich, dass Du ins Ausland gehst; wie machst Du es denn mit der Pensionskasse?“ Sicherlich kennen Sie dies: Sie sind daran, Wichtiges anzupacken – und dann bringen Sie Bemerkungen des Nachbarn, der besten Freundin oder auch des Partners aus dem Tritt. Was dann? Sie sind nicht allein mit dieser Frage. Daher widme ich diesen Newsletter der Frage: Wie geht man klug mit Bemerkungen aus dem sozialen Umfeld um?
Viel Anregendes wünscht Ihnen
Inhalte
- Sie bewirken immer Reaktionen, wenn Sie Veränderung wagen
- Freuen Sie sich an ermutigenden Bemerkungen – erwarten Sie keinen Beifall
- „Geh deinen Weg und lass die Leute reden“ (Dante Alighieri, 1265-1321)
- Regie übernehmen im Umgang mit Reaktionen aus dem sozialen Umfeld
- Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…
Sie bewirken immer Reaktionen, wenn Sie Veränderung wagen
Zurzeit freue ich mich an Mails und ersten Rezensionen zu meinem soeben erschienenen Buch „Die Kunst, über den eigenen Schatten zu springen oder wie Sie Schwierigkeiten bei Neuanfängen meistern“.
Eine Leserin schreibt: „Ich war der glücklichste Mensch, als ich endlich lernte, mich nicht darum zu kümmern, wie andere auf das reagieren, was ich tu! Sie schreiben über Manipulation, darüber, sich Schuldgefühle einflössen zu lassen, wenn man nicht den Weg der anderen geht… ich bin so froh, dass Sie in Ihrem Buch dieses Thema aufnehmen!“
Bemerkungen aus dem Umfeld können zu einem beträchtlichen Stolperstein werden – nicht nur, wenn man gerade Neues wagen will oder muss, aber dann besonders.
Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass das Umfeld immer reagiert, wenn wir etwas verändern, etwa einen neuen Job suchen, eine Diät anpacken, umziehen oder uns von der Partnerin trennen.
Oft sind Reaktionen wohlwollend: Menschen nehmen teil, freuen sich über Fortschritt, ermutigen bei einem Hänger oder helfen, Lösungen zu suchen.
Doch das ist nicht immer so. Reaktionen können auch ablehnend sein: „Warum willst Du jetzt wieder in den Arbeitsprozess einsteigen, das ist doch für die Kinder nicht gut.“ Oder skeptisch: „Also ich würde mir das gut überlegen, eine eigene Firma zu gründen, das ist sehr schwierig heute.“ Oder melancholisch: „Ach, ich würde auch gerne ins Ausland ziehen…“ Manchmal auch neidisch: „So schön sollte man es haben, sich ein Haus kaufen zu können.“ Oder geradeaus gemein: „Was Du an dieser Frau siehst, ist mir ein Rätsel.“
Doch es ist nicht gut-schlecht: Scheinbar wohlwollende Bemerkungen können ein Veränderungsvorhaben gefährden. Etwa, wenn Sie auf Raucherentzug sind und Ihre Clique meint „Ach, wirst Du jetzt auch so ein Gesundheitsapostel?! Man kann doch als Raucher sehr alt werden.“ Zugleich können kritische Bemerkungen wertvoll sein. Wenn Sie etwa einer Freundin begeistert erzählen, dass Sie Ihre Stelle ins Blaue künden wollen und diese nüchtern fragt ‚Wie gehst Du mit dem Stress um, wenn die neue Stelle nicht sofort kommt?'“, dann kann dies anregen, worst-case Szenarien durchzudenken – so können Sie besser Entscheidungen treffen, die zu guten Resultaten führen.
Schließlich: Natürlich ist nicht nur wichtig, was und wie sich jemand zu dem äußert, was Sie tun, sondern auch, wie Sie das aufnehmen. Während die eine Person eine gehässige Bemerkung stehen lassen kann, wird eine andere wütend und die dritte unsicher.
Freuen Sie sich an ermutigenden Bemerkungen – erwarten Sie keinen Beifall
Viele Menschen erwarten, dass ihr Umfeld positiv und unterstützend reagiert, wenn sie Veränderung wagen. Sie rappeln sich etwa zu einer Diät auf – und geraten aus dem Konzept, wenn sie hören „Warum tust Du Dir dies an?“ Oder sie erzählen einem Freund enthusiastisch davon, nächstens mit der Partnerin zusammenzuziehen, worauf dieser melancholisch meint „Dann ist es wohl vorbei mit unseren gemütlichen Männerabenden…“ Je mehr man darauf gefasst ist, dass es ganz unterschiedliche Reaktionen geben kann, desto eher ist man in der Lage, angemessen vorzugehen.
Wie geht man denn angemessen vor?
„Geh deinen Weg und lass die Leute reden“ (Dante Alighieri, 1265-1321)
Dieser Satz bringt etwas Wichtiges zum Ausdruck: Sich nicht abhängig zu machen von der Meinung anderer. Doch: Nicht immer gelingt es, „Leute reden zu lassen“. Und nicht immer ist dies auch klug; es gibt Bemerkungen, die wertvoll sind und beachtet werden sollten – auch kritische! Es geht nicht darum, sich mit Ohrstöpseln und Scheuklappen von allem abzuschotten, was andere denken, meinen, sagen.
Es geht darum, so mit Reaktionen aus dem Umfeld umzugehen, dass man (wieder) frei ist, das gut zu tun, was Sache ist: Einen neuen Job suchen, sich trotz einer Krankheit für Lebensqualität einsetzen, den Lebensstil umstellen, sich einen Lebenstraum erfüllen usw.
Die Beschäftigung mit Bemerkungen aus dem Umfeld ist sinnvoll, wenn diese
- sachlich begründet / für Ihr Vorwärtsgehen wichtig sein könnten;
- hängen bleiben und Ihr Vorwärtsgehen beeinträchtigen oder gar gefährden.
Und dann?
Regie übernehmen im Umgang mit Reaktionen aus dem sozialen Umfeld
Vergegenwärtigen Sie sich: Sie haben die Regie, Sie bestimmen, welche Stimmen für Sie hilfreich sind, auf welche Sie reagieren wollen und welche Sie stehen lassen. Sie haben nicht in der Hand, was andere denken, meinen, für richtig oder falsch halten, wozu sie Sie bewegen, wovon sie Sie bewahren oder abhalten wollen – aber Sie haben in der Hand, was Sie dann tun.
Wenn Sie sich mit einer Reaktion näher beschäftigen wollen, können Sie ganz systematisch vorgehen:
- Benennen: Was wird hier genau geäußert? Es kann hilfreich sein, dies aufzuschreiben. Damit wird aus diffusen Gefühlen und kreisenden Gedanken etwas Konkretes, womit man sich auseinandersetzen kann.
- Die Äußerung (selbst)kritisch überprüfen: Hat diese Person sachlich einen Punkt? Wird hier etwas eingebracht, das Sie zu wenig berücksichtigt haben? Ist diese Äußerung für Sie und Ihr Vorgehen wichtig? Was folgern Sie daraus? Gilt es, etwas noch mehr einzubeziehen, besser abzuklären, Informationen einzuholen?
- Wenn Bemerkungen hängen bleiben: Was läuft genau ab? Von wem kommt diese Bemerkung? Wie wichtig ist/sind diese Person(en) für Sie? Wo genau bleiben Sie hängen? Wie erklären Sie sich dies? Oft ist einer der folgenden Faktoren im Spiel:
- Was diese Person sagt, hat Gewicht für Sie. Sie wollen oder können nicht einfach darüber hinweg gehen;
- Sie befürchten, diese Person zu verlieren, wenn Sie Ihr Veränderungsvorhaben umsetzen;
- Sie fühlen sich abhängig von dieser Person;
- Sie fühlen sich oder werden unter Druck gesetzt oder manipuliert;
- die Aussage dieser Person aktiviert einen „wunden Punkt“ bei Ihnen, ein altes Thema;
- die Aussage dieser Person ist diffus, doppelbödig – Sie wissen nicht, woran Sie sind;
- die Aussage dieser Person ist schlichtweg nicht wohlgemeint.
- Ideen sammeln: Was kann und will ich hier tun, damit ich meinen Weg (wieder) gut fortsetzen kann? Erinnern Sie sich: Sie haben die Regie, wie Sie vorgehen wollen. Je nach Situation und Beziehung sind andere Dinge hilfreich. Im einen Fall hilft eine Klärungsfrage „Wie hast Du das gemeint?“ Es kann nützlich sein, eine Vermutung auszusprechen und so zu überprüfen: „Ich habe den Eindruck, dass Du Kontaktabbruch befürchtest, wenn ich mit meiner Freundin zusammenziehe.“ Oder es gilt, für sich zu klären: Wenn es hart auf hart geht – entscheide ich mich für diese Person oder für mein Veränderungsvorhaben? Immer ist es nützlich, ein, zwei Standardsätze parat zu haben, auf die man zurückgreifen kann, etwa: „Was willst Du mir damit sagen?“ oder „Nett, dass Du mitdenken willst. Aber das ist nicht nötig, ich komm ganz gut zurecht“. Schließlich ist es hilfreich, sich ein Ritual oder inneres Bild zurechtzulegen, das hilft, Bemerkungen innerlich dort stehen zu lassen, wo sie herkommen, etwa die Vorstellung, wie Sie diese Person/Bemerkung freundlich und klar nicht „Ihren Garten“ betreten, sondern draußen stehen lassen. Als Buddha einmal beschimpft wurde, ging er einfach weiter. Auf die Frage eines Begleiters, warum er so reagiert habe, soll er geantwortet haben: „Ich brauche ein Geschenk, das mir nicht gefällt, nicht anzunehmen.“
Reaktionen aus dem Umfeld können in Veränderungssituationen zu einem erheblichen Stolperstein werden oder gar von Veränderung abhalten. Daher habe ich diesem Thema in meinem neuen Buch „Die Kunst, über den eigenen Schatten zu springen oder wie Sie Schwierigkeiten bei Neuanfängen meistern“ ein Kapitel gewidmet. Dort finden Sie weitere Informationen und Anregungen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Üben der Kunst, offen zu bleiben für Reaktionen Ihres Umfelds und zugleich immer selbst zu entscheiden, was Sie damit machen.
Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…
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- das Heft Psychologie Heute, Ausgabe 10/2015 „Ich steh dazu“ kaufen. Dieses Heft widmet sich dem Thema „Wie Sie schwierige Entscheidungen treffen und damit glücklich werden“. Hier finden Sie unter dem Titel „Soll ich, soll ich nicht…“ einen Vorabdruck aus dem Buch „Die Kunst, über den eigenen Schatten zu springen“.
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- Sibylle Toblers Konzept zu den Schlüsseldimensionen erfolgreichen Umgangs mit Veränderung (der „Veränderungskreis“ ©)
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