Management by Wertschätzung

Grüezi – Guten Tag!

Herzlich willkommen im neuen Jahr! Möge Wertschätzung Sie durch dieses Jahr begleiten – eine enorme Ressource. Gegenwärtig erst recht. Mehr dazu in diesem Newsletter.

Viel Anregendes wünscht Ihnen

Sibylle Tobler

 

Inhalte

 

Festtagsritual

Vor den Festtagen pflege ich das Ritual, Menschen zu schreiben, die mir am Herzen liegen. Und die ich schätze für wie sie sind und was sie tun. U.a. schrieb ich einer Auftraggeberin, für deren Organisation ich seit vielen Jahren mit Freude arbeite: «Deine Dich auszeichnende Wertschätzung macht für mich die Arbeit mit Dir/für Euch besonders wertvoll. Erst recht gegenwärtig, wo Wertschätzung alles andere als selbstverständlich ist – im Gegenteil. Ich denke, es ist eine enorme Ressource; für einen selbst, für Beziehungen, die Arbeit – überall. Ich habe vor, meinen Januar-Newsletter dem Thema ‘Management by Wertschätzung’ zu widmen, einfach, weil ich immer wieder und gegenwärtig immer mehr erfahre, dass Wertschätzung Türen öffnet, Möglichkeiten erschliesst und Menschen ihre eigenen positiven Seiten ins Zentrum rücken lässt. Wenn man es genau bedenkt, ist es fast ein Akt von Widerstand – nicht einzusteigen in die weit verbreitete Gewohnheit von Unzufriedenheit, Mangeldenken, Kritik und dem selbstverständlichen Fordern. Wertschätzung ermöglicht so vieles. Natürlich vorausgesetzt, dass sie echt/aufrichtig ist. Ich pflege zu sagen ‘Was man nicht wertschätzt, wird man verlieren’. Das scheint sich gegenwärtig zu bewahrheiten.»

Heute also ein paar Gedanken zu einem Begriff, der es verdient, ins Rampenlicht gesetzt zu werden.

 

Wertschätzung – mitten im Alltag…

Es macht mir Freude, wenn ich sehe, dass etwas gut ist bzw. dass Menschen mit einer offenen, engagierten und interessierten Haltung ihr Leben gestalten, Gutes bewirken und dazu beitragen, dass das Leben lebenswert bleibt. Den Fokus darauf zu legen öffnet Welten, erweitert den Horizont und gibt schlichtweg Energie. Mitten im Alltag.

  • Da ist der gigantische Bagger auf einer Baustelle im Quartier. Staunend beobachte ich, wie er Tonnen von Erde beseitigt. Ich spüre Wertschätzung für Innovationsgeist, Know-How, Investitionen, die es braucht, um so ein Ding zu entwickeln. Und auch für den Mann, der das riesige Gerät millimetergenau steuert – als wäre es Teil seiner selbst.
  • Da sind die Angestellten der Gemeinde, die sich mit spürbarer Sorgfalt dafür engagieren, dass der öffentliche Raum tipp topp bleibt. Sie machen ihre Arbeit aufmerksam, zugleich entspannt und freundlich. Ich spreche sie gerne an. Einer erzählt, dass er seine Arbeit liebt, besonders die Freiheit, diese selbst einteilen zu können. Er weiss, wo es bei Wind viele Blätter gibt und investiert dann dort extra Zeit. In diesen Begegnungen entsteht Energie.
  • Da ist der Maurer, der aus Granitplatten unterschiedlichster Größe kunstvoll eine Mauer baut. Es ist spürbar, dass es sehr viel Erfahrung und Liebe zur Arbeit braucht, dass eine Mauer so schön wird. Der Mann schaut etwas griesgrämig. Wie ich ihn anspreche, dass ich beeindruckt bin von dieser Mauer, beginnt er zu lächeln und erzählt mit Leidenschaft von seiner Arbeit. Seither grüßt er freundlich.
  • Da sind der Gärtner und die Dame, die für den Unterhalt des Garten bzw. die Reinigung unserer Wohnanlage zuständig sind. Auch sie zwei intrinsisch motivierte gute Leute. Ich habe die Rolle als Delegierte übernommen, d.h. ich begleite die Arbeit der beiden. Zu sehen, wie klug und effizient sie arbeiten, ist eine Freude. Das bringe ich gerne zum Ausdruck. Sie sind es sich gewöhnt, dass für viele Kunden alles selbstverständlich ist und sie nur zu hören bekommen, wenn etwas nicht ganz so perfekt ist wie erwartet. Sie stellen sich darauf ein – wenn einer Druck macht, schauen sie, mit möglichst wenig Energieaufwand die Arbeit zu erledigen. Um wieder Ruhe zu haben. Doch wenn sie spüren, dass ihre Arbeit geschätzt, ihnen auf Augenhöhe begegnet wird, dann entsteht eine ganz andere Dynamik: Sie denken mit, machen Vorschläge, haben Interessantes zu erzählen und haben den Ehrgeiz, die Anlage in gutem Zustand zu halten – als wäre es ihre eigene.
  • Da ist die Haushaltshilfe unserer Freundin in Sri Lanka. Unsere Freundin, in den 80ern, lebt in einem großen Haus mit noch größerem Garten. Die früh verwitwete Mutter zweier inzwischen längst erwachsener Kinder in einem Land, in dem nicht für alles gesorgt wird, hat viel mitgemacht und gemeistert in ihrem Leben. Sie möchte im Haus bleiben, doch kann nicht mehr alles bewältigen. Es ist schwierig, vertrauenswürdiges und tüchtiges Personal zu finden. Sie hat das Glück, dass jetzt eine Frau für sie arbeitet, in Haus und Garten. Diese Dame hat sehr schlechte Erfahrungen gemacht mit Auftraggebern, ist schlecht behandelt, ja misshandelt worden. Unsere Freundin behandelt sie gut und ist sehr froh mit dieser zuverlässigen Anpackerin. Eine win-win-Situation. Uns gegenüber war diese Dame anfangs sehr schüchtern. Als sie sah, dass wir Geschirr abwaschen, schätzen, was sie macht, ihre Power sehen und sie nicht wie einen Putzlappen behandeln, taute sie auf. Obwohl sie kein Wort Englisch spricht, verständigten wir uns prima. Wenn sie sah, dass wir die Stühle in den Garten nahmen, kam sie sofort, um uns die Arbeit abzunehmen.

Wertschätzung öffnet Türen, erweitert den eigenen Horizont, gibt Energie, stiftet Verbindung, bewirkt Motivation und Engagement, ermöglicht positive Resultate und Entwicklung. Was intuitiv einleuchtet und von vielen natürlich gelebt wird, kann auch bewusst gepflegt werden.

 

Wertschätzung – ein paar Reflexionen…

Was ist eigentlich die Grundlage von Wertschätzung? Was ist Wertschätzung? Und was ist es nicht? Dazu ein paar Gedanken.

Wertschätzung ist Resultat mehrerer Faktoren, die zusammenspielen. Wertschätzung ist gekoppelt an

  • eine Grundhaltung: den Wert in allem sehen (wollen) ohne auszublenden oder schönzureden, was nicht gut ist;
  • Offenheit, aufrichtiges Interesse, Neugierde, Einfühlungsvermögen: lernen und verstehen wollen, wie Dinge und Menschen „funktionieren“;
  • Augenhöhe: sich nicht über oder unter andere stellen;
  • Respekt;
  • nichts für selbstverständlich halten: ein Bagger ist ebenso wenig eine Selbstverständlichkeit wie eine gut gepflegte Wohnumgebung;
  • Einschätzungsvermögen: intuitiv wissen bzw. beurteilen können, ob etwas auf gutem Boden steht und Wertschätzung verdient wie die Mauer aus Granitsteinen;
  • Wertschätzung ausdrücken: Wert nicht nur sehen, sondern auch ausdrücken. Menschen spüren, wenn man ihnen mit Wertschätzung begegnet. Doch es tut uns allen gut, wenn dies auch explizit ausgedrückt wird;
  • Echtheit: Wertschätzung ist keine Plattitüde und basiert nicht auf Berechnung zur Manipulation anderer, sondern wirkt nur, wenn sie von Herzen kommt und inhaltlich begründet ist. Menschen spüren sofort, ob Wertschätzung aufrichtig ist;
  • Fähigkeit, action zu nehmen, wenn etwas nicht gut läuft: Wertschätzung ist nicht naiv. Wie es ein buddhistischer Mönch schön auf den Punkt bringt: „Loving kindness is not foolishness“. Wertschätzung ist gekoppelt an den Mut und die Fähigkeit, auch zu benennen, wenn etwas nicht gut ist und dann angemessen vorzugehen.

Kurz: Wertschätzung ist nur Ressource, wenn sie echt gemeint und begründet ist. Es geht weder darum, schöne Komplimente zu machen noch darum, auszublenden, was nicht gut ist. Wertschätzung wird nur zur Energiequelle, wenn es etwas wertzuschätzen gibt.

 

Management by Wertschätzung

Auf den Begriff „Managment by Wertschätzung“ bin ich gekommen durch die Erfahrung in der Begleitung der zwei Personen, die dafür sorgen, dass unsere Wohnanlage schön bleibt. Auf deren Vorgänger wurde Druck ausgeübt, an ihm herumgenörgelt – worauf er immer schlechter arbeitete und der Unterhalt zunehmend schlecht wurde; der Garten verwilderte, die Geländer im Treppenhaus fingen an, zu rosten. Hier im Tessin kann man viel lernen: Was Wertschätzung bewirkt. Und was deren Gegenteil – Geringschätzung oder auch einfach Ignoranz – bewirkt. Das erste gibt allen Beteiligten Energie und ermöglicht schöne Resultate. Das zweite führt in negative Kreisläufe: Weil Wertschätzung fehlt, kommt es nicht zu guten Resultaten. Worauf Wertschätzung noch mehr abhandenkommt.

Vielleicht wollen Sie dieser Thematik im neuen Jahr Aufmerksamkeit schenken. Zu sehen, was und wer Wertschätzung verdient, und dies zum Ausdruck zu bringen ist vielleicht der wertvollste Beitrag, den wir leisten können, damit Gutes gut bleiben bzw. sich entwickeln kann. In allen Bereichen. Im Umgang mit und „Management“ von Situationen, Menschen und uns selbst.

 

Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…

 


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