Motivation zu Veränderung aufbauen

Grüezi – Guten Tag!

Den Schreibtisch endlich aufräumen, einen Spanischkurs besuchen, sich auf die Piste machen für einen interessanteren Job – viele Menschen wollen solche Dinge anpacken, doch kommen nicht ins Handeln. Kennen Sie dies? Dann werden Sie auch wissen, dass es wenig Erfolg versprechend ist, sich gut zuzureden, sich pflichtbewusst zu Schritten zu zwingen, Dinge zu tun, weil sie „gut“ sind oder weil andere sie einem empfehlen. Die Motivation fehlt. In diesem Newsletter geht es darum, wie sich das ändern lässt.

Viel Anregendes wünscht Ihnen

Sibylle Tobler

Inhalte

 

„Wie begegne ich dem inneren Schweinehund?“

Nach einer Lesung zu meinem Buch „Neuanfänge – Veränderung wagen und gewinnen“ meldet sich ein Mann zu Wort: „Das tönt so spannend. Nur: Wie begegne ich dem inneren Schweinehund?“

Das kennen wohl viele: Wir haben Wünsche, Ziele, Vorsätze. Alles spricht dafür, aktiv zu werden. Und doch: Wir beginnen vielleicht, hören aber irgendwann auf. Oder fangen schon gar nicht erst an.

Gründe dafür gibt es viele. Die wichtigsten:

  • Hemmende Gedanken, Überzeugungen, Gewohnheiten, Gefühle: So will man etwa mit Rauchen aufhören – doch der Gedanke an Verzicht lähmt jeden Enthusiasmus, dieses Projekt in Angriff zu nehmen.
  • Ziele, die nicht passen: Man nimmt sich Dinge vor, hinter denen man nicht wirklich steht, die einem letztlich nicht wichtig genug sind oder die nicht zu einem passen. Wer meint, die Stelle wechseln zu müssen, weil „man“ das nach 15 Jahren beim gleichen Arbeitgeber doch machen sollte, wird kaum Motivation aufbauen.
  • Ungeeignete Strategien und Schritte: Wer in einer Woche fünf Kilos abnehmen will, läuft Gefahr, frustriert den Bettel hinzuschmeißen, wenn es nicht gelingt. Oder fängt schon gar nicht erst an; die Vorstellung an diese Hauruck-Übung blockiert Motivation.

Veränderung zu wagen und wenn nötig mit langem Atem umzusetzen, erfordert Motivation. Und es erfordert den Willen, in Gang zu kommen.

Nein, nein, ich werde Ihnen jetzt nicht sagen „Sie müssen sich nur motivieren und wollen, dann kommt alles gut.“ Das ist nicht nur naiv; es funktioniert auch nicht.

Motivation lässt sich nicht willentlich erzwingen. Das ist gehirnphysiologisch erklärbar: Motivation hängt mit der Aktivierung positiver Gefühle zusammen. Das passiert in der rechten Hirnhälfte. Der willentliche Versuch, sich selbst zu motivieren, ist ein kognitiver Akt. Das passiert in der linken Hirnhälfte.

Doch: Was ist eigentlich „Motivation“? Jeder weiß, wie es sich anfühlt, motiviert zu sein. Motivation lässt sich nicht scharf definieren. Aber umschreiben.

Motivation bedeutet: Ideen, positive Gefühle und Energie mobilisieren, um Schritte umzusetzen und Ziele zu erreichen, die für einen selbst attraktiv und bedeutsam sind. Motivation ist der „Motor“, der uns ermöglicht, uns in eine Richtung zu entwickeln, die für uns erstrebenswert ist. Motivation verleiht die positiven Gefühle und die Energie, die erforderlich sind, um loszuziehen.

Zugleich ist Wille erforderlich. Unser Wille befähigt uns, uns aufzuraffen und auch dann dranzubleiben, wenn Schritte mühsam, anstrengend, langweilig sind. So ist es etwa selten motivierend, Fingerübungen am Klavier zu machen. Der Wille setzt uns dazu in die Lage. Zugleich verleiht das motivierende innere Bild, einmal die schönsten Klavierstücke spielen zu können, Energie. So machen die Fingerübungen Sinn; sie tragen dazu bei, ein attraktives Ziel zu erreichen.

Es braucht also beides: Motivation und Wille. Man kann sehr motiviert sein – doch wenn der Wille fehlt, aktiv zu werden, wird man kaum Erfolgserlebnisse erzielen. Wer von der Aussicht auf einem Berggipfel träumt, wird diese nicht genießen können, wenn er sich nicht auf den Weg macht. Doch Wille allein genügt auch nicht. Viele Menschen kompensieren mangelnde Motivation mit Willensanstrengung. Sie quälen sich etwa pflichtbewusst durch eine Diät. Oder sie strengen sich mit viel Fleiß an, beruflichen Erfolg zu erzielen. Echter Erfolg und vor allem Freude über Erreichtes stellen sich so kaum ein. Wir wissen aus der Motivationsforschung, dass ein Handeln, das einseitig durch Willen gesteuert wird, auf Dauer zu Befindlichkeitsbeeinträchtigung führt. Das Leben wird anstrengend, freudlos und unbefriedigend.

 

Wie es gelingt, Motivation aufzubauen und ins Handeln zu kommen

Statt sich gut zuzureden, anzustrengen oder den „inneren Schweinehund“ verantwortlich zu machen, dass man sich nicht aufrafft, empfehle ich, Folgendes zu tun:

  • Motive und Ziele unter die Lupe nehmen: Warum will ich diese Veränderung? Was daran ist mir wichtig? Was verspreche ich mir davon? Was sind die Vorteile? Wenn ich ehrlich bin mit mir selbst: Will ich diese Veränderung? Stehe ich dahinter?
  • Vom Ende her denken“: Die Vorstellung, etwa mit Rauchen aufzuhören, ist für die meisten Raucher mit Verzicht, Durststrecke, Angst vor Gewichtszunahme usw. verbunden. Wenig motivierend. Die Vorstellung hingegen, wie man sich fühlen wird, wenn man es geschafft hat, aktiviert positive Gefühle und damit Motivation. Also: Wie möchte ich mich fühlen? Wie trägt diese Veränderung dazu bei? Motivation entsteht, wenn es etwas zu gewinnen gibt, wofür sich die Mühsal lohnt. Motivation entsteht, wenn durch die Veränderung mehr Lebensqualität und -freude bewirkt wird und es ein plastisches inneres Bild gibt, was das konkret beinhaltet.
  • Passende Schritte bestimmen: Motivation wird beeinträchtigt, wenn man Schritte im Kopf hat, die nicht passen. Eine Seminarteilnehmerin erzählte, sie wolle sich schon lange zu einem Spanischkurs anmelden; ihr Partner sei Spanier, die Sprache gefalle ihr und die Vorstellung, mit Partner und Schwiegereltern in deren Muttersprache zu kommunizieren, reize sie. Doch sie schiebe eine Anmeldung immer wieder auf. Nachfragen ergibt: Sie brachte „Spanischkurs“ in Verbindung mit langweiligem fleißigen Wörtchen lernen, und die Vorstellung, sich einmal wöchentlich in die Schulbank zu drücken, hatte so überhaupt nichts Motivierendes. Ich lud sie ein, ihren Ideen freien Lauf lassen, wie ihr das Lernen Freude machen würde. Etwa: Den Partner bitten, abends beim gemeinsamen Kochen Spanisch zu sprechen – quasi als lebendiges Wörterbuch. Spanische Zeitschriften lesen. Täglich ihrer Schwiegerfamilie ein E-Mail schreiben und sich dieses korrigieren lassen. Sie lachte: Ja, so würde sogar das Lernen von Vokabeln Spaß machen….
  • Schritte müssen realistisch sein: Statt die sich stapelnden Papierberge im Büro in einer Hauruck-Übung in einem Tag zum Verschwinden bringen zu wollen, ist es Erfolgsversprechender, sich jeden Tag eine Stunde Zeit zu nehmen und sich kontinuierlich vom Groben ins Feine durchzuarbeiten.
  • Entscheiden: Handeln erfordert eine Entscheidung: „Ja, ich mach mich jetzt auf den Weg.“ Oder auch „Nein, das mach ich jetzt nicht.“ Man kann nicht halb schwanger sein. Aufschieben aktiviert dämpfende Gefühle und beeinträchtigt die Selbstachtung. „Noch immer nicht geschafft“, „Wenn ich es nicht einmal schaffe, meine Wohnung aufzuräumen, wie will ich denn größere Dinge schaffen?!“ Wer sich etwas vornimmt, aber nicht entscheidet, bindet Energie. „Wackelkontakte“ („Ich möchte ja schon, aber…“) und Wunschdenken („Es wäre schön, wenn…“) aktivieren nicht Motivation, sondern den „inneren Schweinehund“. Eine bewusste und eigenständige Entscheidung schafft Klarheit und setzt Energie frei.
  • Anfangen: Wer sich in Gang setzt, erfährt, dass etwas in Bewegung kommt. Und jedes kleine Erfolgserlebnis ermutigt, weiter zu gehen. Man braucht nicht Resultate übers Knie zu brechen. Ein Haus ist nicht in einem Tag gebaut.

Es ist also nicht beim „inneren Schweinehund“ anzusetzen, sondern bei den eigenen Motiven und Zielen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg – mit einem „inneren Schweinehund“, der nichts zu tun hat.

 

Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…

  • Motivation zu Veränderungsschritten aufbauen ist eng verknüpft mit der Entwicklung eines „motivierenden Horizonts“ – mit Perspektiven, die einem entsprechen und die es sinnvoll machen, aktiv zu werden. Ein „motivierender Horizont“ ist Teil einer der drei Schlüsseldimensionen erfolgreichen Umgangs mit Veränderung, wie ich sie in meinem Buch „Neuanfänge – Veränderung wagen und gewinnen“ ausführlich beschreibe.

 


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