Grüezi – Guten Tag!
Willkommen im neuen Jahr! Hoffentlich haben Sie sich während den Festtagen Zeit genommen für Dinge, die Ihnen Freude machen und Energie geben. Und hoffentlich beginnen Sie das neue Jahr mit entsprechendem Elan. Vielleicht wollen Sie diesen Schwung nutzen, um sich von Denk- und Verhaltensmustern zu verabschieden, die beeinträchtigen. Und um neue Muster zu entwickeln, die positive Erfahrungen und Resultate ermöglichen. So ist das Motto dieses Newsletters: Adieu altes Jahr. Adieu hinderliche Muster. Und: Willkommen neues Jahr. Willkommen Muster, die ein richtig gutes Leben ermöglichen.
Viel Anregendes wünscht Ihnen
Inhalte
- Zwei Muster…
- „Es ist nie zu spät, so zu sein, wie man es gerne gewesen wäre.“ (George Eliot)
- Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…
Zwei Muster…
Ein Ehepaar, dessen Situation ich gut kenne. Sie haben ein gemeinsames Geschäft aufgebaut und führen dieses noch immer, obwohl beide das Pensionsalter erreicht haben. Beides sehr intelligente, unternehmerische, weise, interessante Menschen, die viel über die Welt und das Leben wissen, ihr Leben mit Mut, Weitsicht und Erfolg gestaltet und viele Hindernisse gemeistert haben. Ihr schizophreniekranker Sohn wohnt bei ihnen. Eine Dauerbelastung, praktisch, psychisch, finanziell. Was passiert: Sie geraten mehr und mehr aneinander. Sie entwickeln Denk- und Verhaltensmuster, die zunehmend alles noch schwerer machen. Der Mann denkt, seine Frau nehme die Sache zu locker, nehme ihn nicht seriös, schätze seine Arbeit nicht, sei nicht nett zu ihm. Er flüchtet sich in die Arbeit. Wird ruppig. Die Frau denkt, der Mann überfordere sich, sei zu gestresst, das sei ungesund. Die Situation bzw. Kommunikation wird nicht einfacher durch zunehmende Hörprobleme des Mannes. Beide haben so viel Starkes, Wertvolles. Doch das scheint aus ihrem Blickfeld geraten zu sein. Eines Morgens spricht der Mann mit seiner Frau; wenn sie ihn weiterhin so unfreundlich behandle, ziehe er aus. Sehr traurig, wie zwei Menschen, die so viel erreicht haben, einander so gut ergänzen, sich in ein destruktives Muster verstricken, fokussiert auf das, was der andere ihrer Meinung nach nicht gut macht. Sie verknüpfen das mit allerlei Interpretationen, was beim anderen los ist. Die Freude über Erreichtes, Gemeistertes, über den gemeinsamen Schatz an Wissen, Erfahrung und Weisheit ist außer Sichtweite geraten. Das gemeinsame Finden von Lösungen und Entlastung in einer real schwierigen Situation auch.
Viele Menschen verstricken sich auf die eine oder andere Art in beeinträchtigenden Mustern, in Beziehungen oder auch allein. Sie fokussieren auf Mangel, Störendes, denken und tun in der Folge immer wieder dasselbe – auch und obwohl Resultate zu wünschen übriglassen, Lebensqualität leidet, Beziehungen belastet werden, letztlich auch die Gesundheit.
Worauf man die Aufmerksamkeit lenkt, beeinflusst, was man denkt und fühlt. Was man denkt und fühlt, beeinflusst das Verhalten. Und das Verhalten führt zu Resultaten. Wird die Aufmerksamkeit immer wieder aufs Gleiche gelenkt, verfestigen sich Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen. Und Resultate. Es entstehen Muster. Negative. Und positive!
Wir sind nicht verdammt, destruktive Muster aufrechtzuhalten. Wir können ihnen „adieu“ sagen. Wir können uns für neue, andere Sicht-, Denk- und Verhaltensweisen entscheiden. Wir können neue, förderliche Muster entwickeln. Und damit neue Resultate bewirken. Es ist nie zu spät dazu!
Anna ist 88. Vor 12 Jahren erhielt ihr Mann eine schlechte Diagnose. Ein paar Monate später ist er gestorben. Und dazwischen? Natürlich gab es schwere Momente. Doch es entwickelte sich auch ein Muster. Er sagte: „Ich bin dankbar, hatte ich ein gutes Leben, konnte ich so vieles machen, was mich interessiert. Und ich will die Zeit jetzt nutzen, um gut Abschied zu nehmen.“ Er hatte übrigens ein nicht nur einfaches Leben. Doch er richtete seine Aufmerksamkeit auf das, was ihm wichtig war und Energie gab. Auch jetzt. So lud er z.B. Freunde ein. Er sagte: „Ich habe jetzt mehr davon als nach meinem Tod.“ Diese Haltung beeindruckte und beeinflusste sein Umfeld. Bis heute erinnern sich Menschen daran, nehmen sich daran ein Vorbild. So auch Anna. Sie war nicht geborene Optimistin. Doch die Art, wie ihr Mann mit der Krankheit umging, hat sie stark geprägt. Sie nahm ihr Leben in die Hand und fing konsequent an, ihre Aufmerksamkeit auf Aufbauendes, Energiespendendes zu richten – so wie sie es während der Krankheit gemeinsam getan hatten. Sie begann, Lösungen zu bedenken statt Probleme vorwegzusehen. Sie übernahm Initiative. Das stärkte ihr Selbstvertrauen: „Ich kann das!“ Sie hatte keine Erwartungen an ihr Umfeld, aber freute sich über echte Hilfsbereitschaft und Begegnungen. Sie unternahm Dinge, die ihr Freude machen, andere ließ sie. Sie hat sich entschieden, ihr Leben gut zu gestalten. Auch darauf reagierte das Umfeld und tut dies bis heute. Sie bekam und bekommt viele Komplimente für die Art, wie sie ihr Leben und die inzwischen zunehmenden körperlichen Beeinträchtigungen meistert. Sie wird eingeladen. Jeder bietet ihr Hilfe an sofern erwünscht. Sie zieht gute Menschen und Positives an. Das gibt ihr Auftrieb. Und hilft, Schwieriges zu bewältigen. Bis heute. So ist über die Jahre ein positives Muster entstanden. Sie war 76, als sie anfing, dieses einzuüben.
Muster – wiederholte Sicht-, Denk- und Verhaltensweisen – sind oft nicht bewusst. Weder negative noch positive. Doch die Folgen sind spürbar: Man leidet. Oder bekommt Energie. Beides bewirkt „mehr desselben“: Negative Muster verstärken den Fokus auf Negatives und Mangel. Es kommt zu mehr negativen Resultaten. Positive Muster verstärken den Fokus auf Positives und Möglichkeiten. Es kommt zu mehr positiven Resultaten.
Die gute Nachricht: Man kann destruktive Muster erkennen und ihnen den Garaus machen. Und man kann positive Muster einüben. Man kann sich dazu entscheiden. Und anfangen. Mit kleinen, unspektakulären Schritten. Und üben. Wie Fingerübungen am Klavier: Am Anfang ist es anstrengend, und die Unterschiede sind minim. Doch mit der Zeit entwickelt sich eben: Ein neues Muster.
„Es ist nie zu spät, so zu sein, wie man es gerne gewesen wäre.“ (George Eliot)
Hier ein paar Anregungen, um Weichen neu zu stellen:
- Destruktive Muster erkennen. Das erfordert keine endlosen psychologischen Studien. Gerade nicht. Es erfordert genaues Hinschauen: Welche Situationen sind immer wieder ähnlich unbefriedigend? Woran störe ich mich häufig? Was kostet immer wieder Energie? Was an Unerwünschtem wiederholt sich, plagt mich? Welche Gedanken, Sorgen, Zweifel, kritischen Stimmen ziehen mich immer wieder runter? Falls Ihnen nichts einfällt: Schön! Sie brauchen nicht Beeinträchtigendes zu suchen, wo es nichts gibt! Wenn Ihnen aber spontan Situationen, Verhaltens- und Denkweisen einfallen, die Sie in einer negativen Spirale gefangen halten, dann wollen Sie vielleicht die nächsten Punkte berücksichtigen.
- Sehen, was abläuft. Schauen Sie sich die Situation an. Wenn Sie sich z.B. jeden Morgen von Neuem darüber ärgern, dass in der Familie ein Gestress ist, bis alle aus dem Haus sind: Worauf liegt dann Ihre Aufmerksamkeit? Welche Gedanken, Annahmen, Gefühle haben Sie? Etwa „Ohne mich geht nichts“ oder „Mein Mann könnte doch auch mal…“ oder „Warum nur bin ich hier jeden Morgen am Stressen?“ oder auch „Ich habe genug“. Wie wirkt sich das auf Ihr Verhalten aus? Machen Sie „dicke Luft“? Oder knallen Sie das Frühstück auf den Tisch? Oder schimpfen Sie? Oder hoffen Sie auf bessere Zeiten? Wie verhalten sich die anderen?
- Nicht werten, Schuld(ige) suchen, (ver)urteilen, psychologisieren. Bleiben Sie beim Beobachten und bei sich selbst. Entwickeln Sie keine Annahmen, was mit den anderen los ist. Indem Sie möglichst nüchtern das Muster beobachten, schaffen Sie bereits Distanz. Die Basis, zu verändern.
- Entscheiden: Wie wichtig ist es mir, hier etwas zu ändern? Vielleicht genügt das Beobachten schon. Vielleicht müssen Sie selbst lachen, wie das jeden Morgen läuft. Vielleicht kommen Sie aber auch zur Entscheidung: „Ich will das nicht mehr.“
- Die Vorstellung einer Situation „ohne das Muster“ entwickeln. Veränderung kann nur erfolgen, wenn sich der Aufmerksamkeitsfokus und in der Folge das Denken und Handeln verändern. Entwickeln Sie also ein Bild der Situation ohne das Muster. Statt in Frustration oder Ärger stecken zu bleiben oder mental darum zu drehen, was andere oder Sie selbst tun sollten, konzentrieren Sie sich z.B. darauf, wie – um bei diesem Beispiel zu bleiben – ein idealer Tagesanfang aussieht. Visualisieren Sie, was Sie und jeder dann anders macht. Lassen Sie das Bild so konkret und lebendig wie möglich werden.
- Mit kleinen Schritten ein neues Muster einführen. So richten Sie etwa – um beim Beispiel zu bleiben – den Wecker eine halbe Stunde früher, beginnen den Tag mit etwas, was Ihnen guttut und Sie in gute Stimmung bringt. Danach bereiten Sie in Ruhe das Frühstück. Vielleicht wollen Sie der Familie vorschlagen, gemeinsam Ideen zu sammeln für einen richtig guten Tagesanfang – das Gehetz findet ja wohl keiner schön. Auf diese Weise richtet sich der Fokus auf Möglichkeiten, auf wünschenswerte Resultate. Das gibt Energie. Und ermöglicht neue Erfahrungen. Für alle Beteiligten. Beginnen Sie in kleinen, überschaubaren Schritten. Schritten, die Sie machen können, unabhängig von anderen. Sie können auch alleine Schritte unternehmen, wenn sich Ihre Familie nicht gewinnen lässt. Das Verhalten eines Menschen beeinflusst immer alle. Wenn Sie für sich selbst neugierig und fröhlich alternative Wege ausprobieren, werden das andere wahrnehmen. Sie werden sie vielleicht „anstecken“. Das Muster ist durchbrochen.
- „Mehr desselben“! Wenn Sie den Wechsel wagen von einem negativen in ein positives Muster, wird das am Anfang Willensanstrengung erfordern. Seien Sie sich dessen bewusst und nehmen Sie sich an der Hand. Doch nach einer Weile wird sich ein Automatismus entwickeln. Und irgendwann können Sie nicht anders. Das positive Muster ist zur Gewohnheit geworden. Wie bei Anna.
Und, wie gesagt: Schon kleine Schritte können viel bewirken. Anna hat nicht aufsehenerregende Schritte gemacht. Sie hat im Kleinen diszipliniert angefangen, anders zu denken und sich zu verhalten. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an ein schönes Beispiel, das Steve de Shazer einmal beschrieben hat, einer der wichtigsten „Entwickler“ und Vertreter lösungsorientierter Kurztherapie und -beratung, dem ich mich in meiner Arbeit bis heute verbunden fühle. Er beschreibt eine Situation, in der es bei einem Klienten keine Lösungen zu geben schien. Nichts half. Da versuchte es de Shazer mit einer scheinbar absurden Intervention: Er regte den Klienten an, am nächsten Tag einmal mit roten Socken zur Arbeit zu gehen. Der Mann, schüchtern, war verduzt. Doch er setzte die Anregung um. Das machte ihn ganz vergnügt: Er hatte etwas Verrücktes gewagt! Dieses Vergnügen wurde vom Umfeld wahrgenommen. Dieses wunderte sich, was mit dem Mann geschehen war, der plötzlich anders war; die roten Socken sah ja niemand. Das war der Beginn einer positiven Veränderung. Eine Blockade und lang gepflegte Muster waren durchbrochen. Also: Wenn Sie auf keine Ideen kommen, halten Sie sich an de Shazers Aussage „Tun Sie etwas anderes“. Sie werden entdecken, dass das vieles in Gang setzen kann.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie im neuen Jahr Mut und Energie aufbringen, unerwünschte Muster zu erkennen, Regie zu übernehmen und sich dafür einzusetzen, dass neue, positive Muster entstehen können. Viele Erfolgserlebnisse!
Wenn Sie sich vertieft mit dem Thema beschäftigen möchten…
- Muster fallen nicht aus dem Himmel; wir entwickeln sie. Dadurch, dass wir wiederholt unsere Aufmerksamkeit auf das Gleiche richten, entsprechende Gedanken entwickeln und uns entsprechend verhalten. Die eigene Wahrnehmung ist essenziell für alles, was wir tun und damit auch für Veränderung. Mehr dazu in meinem Buch „Neuanfänge – Veränderung wagen und gewinnen“, Kapitel 1.
- Viele Menschen sind überzeugt, sie können nichts ändern an Situationen. Solche Überzeugungen verhindern Veränderung im Kern. Mehr dazu in meinem Buch „Die Kunst, über den eigenen Schatten zu springen oder wie Sie Schwierigkeiten bei Neuanfängen meistern“.
- Wer sich mit anderen in destruktive Muster verstrickt, ist schnell einmal versucht, den anderen zu Veränderung bewegen zu wollen. Was fast nie zu Erfolg führt. Veränderung muss immer bei sich selbst beginnen. Dennoch kann man andere gewinnen, „mitzumachen“. Mehr dazu im Newsletter 2016/04 „Andere motivieren – (Wie) ist das möglich?“.
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